Wie Objekte auch in der Kunstform Literatur ein Eigenleben entwickeln und unsere Innenwelt bevölkern, zeigen drei junge Autor*innen in ihren berührenden und eindrucksvollen lyrischen Texten. Anke Meyer begibt sich mit dem Publikum auf die Suche nach den Objekten im Text und moderiert die Lesung. Das Museum des Raabe-Hauses öffnet vor und nach der Lesung exklusiv die Türen und gibt Einblick in Objekte der Literatur: Originalmanuskripte, Tagebücher und das original erhaltene Arbeitszimmer Raabes.


TEXTAUSSCHNITTE und KURZVITAS:


Alexander Rudolfi: "darüber hinaus gibt es für uns nur ein paar dinge und objekte, die alles zusammenhalten, weil alle sie kennen, im gegensatz zu den schleichwegen der übersetzung, die etwas so unwahrscheinliches ist, dass man damit immer das vertrauen in die besseren wörter verliert." (Textauszug)
Alexander Rudolfi, geb. 1987 in Freyung. Hat für seine schriftstellerische Arbeit das Stipendium des Minerva Kollegs, der Künstlerhäuser Worpswede und des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur Niedersachsen erhalten. Veröffentlichung in verschiedenen Zeitschriften (zuletzt in die horen 281) sowie einen Band mit Prosagedichten im Verlag Parasitenpresse (2022). Arbeitet in hybriden Textformen am Zusammenhang von technischem Fortschritt und psychischer Krankheit. (Kurzvita)


Hannah Schraven: "mein diva dolphin will eindeutig mit mir kommunizieren. er verhält sich hyponym zur membrampumpe und streichelt ruckartig meinen unterschenkel. es ist 7:07 uhr. ich trage alle guppys linksrum auf den wangen und ziehe in zeitraffer in die alpine fliehspur meines gletschers ein" (Textauszug)
hannah schraven, lyrikerin. in ihren arbeiten erprobt sie neue poetische formate, die sich an der schnittstelle von text, sound und bild bewegen. finalistin des leonce-und-lena-preises 2021. zuletzt war sie auf dem ZEBRA poetry film festival, dem berliner poesiefestival und der ausstellung art.poetry.space des ursula blickle lab vertreten. hannahschraven.de (Kurzvita)


Lea Schneider: „in einem gebüsch hinterm spielplatz, wo du schonmal die lösung vermutet hast, findest du ein ungefähres objekt: es zeigt ähnlichkeit. wenn es geräusche macht, dann nicht, um sich in den mittelpunkt zu stellen, sondern, um auf die möglichkeit aufmerksam zu machen. organisch und systematisch, ein reverser flokati, der nicht in den raum, sondern in sich selbst hineinwuchert.“ (Textauszug aus: Invasion rückwärts, 2014)
Lea Schneider, geboren 1989 in Köln, lebt nach längeren Aufenthalten in China und Taiwan als freie Autorin, Übersetzerin und Kritikerin in Berlin. Ihre literarische Arbeit bewegt sich zwischen Lyrik, Essay und Übersetzung, aber am liebsten vermischt sie alle drei Formen zu etwas Neuem. Ihre Übersetzungen von chinesischer Gegenwartslyrik in die deutsche Sprache wurden mit einem Stipendium des Deutschen Übersetzerfonds und dem Poetry East West Translation Award ausgezeichnet. Für ihre eigenen Werke erhielt sie u.a. den Dresdner Lyrikpreis und den Kunstpreis Berlin für Literatur. Im Verlagshaus Berlin erschienen zuletzt die Gedichtsammlung „made in china“ (2020) und der Essayband „Scham“ (2021). www.leaschneider.net (Kurzvita)

Anke Meyer (Moderation): Anke Meyer, M.A. – Nach Literaturwissenschaftsstudium, eigenen Theaterproduktionen und langjähriger Tätigkeit am Deutschen Forum für Figurentheater und Puppenspielkunst in Bochum arbeitet sie heute als freie Dramaturgin, Publizistin und Kuratorin. Sie war Mitgründerin und Leitende Redakteurin des Magazins für Puppen-, Figuren- und Objekttheater „double“ (Beilage der Zeitschrift „Theater der Zeit‟/Berlin). Lehraufträge (Dramaturgie des Puppen/Objekttheaters; Szenische Recherchen) führten sie u. a. an die Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, die Universität Hildesheim, die Ruhruniversität Bochum und das Figurentheater-Kolleg. Seit 2011 unterrichtet sie am Studiengang Figurentheater der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. (Kurzvita)